Sonntag, 19. September 2010

Wie es weiter ging

Heute bin ich einen Monat und einen Tag aus Deutschland weg. Nach 3 Wochen Aufenthalt in Puno weiss ich eine Menge über lokale Möglichkeiten zum Feiern und Ausgehen, effektiv gearbeitet habe ich dafür 6 ganze Tage, an denen ich grösstenteils nichtmal was zu tun hatte. Es ist nicht so dass ich mich nicht bemühen würde, allerdings werde ich nach Ankunft im Büro regelmässig weggeschickt, weil mein zuständiger Kollege grad freie Tage hat, oder einfach am Tag vorher schonmal ohne mich zum Posten gefahren ist.
Das Projekt ist also das genau Gegenteil von allem, weswegen ich dachte hergekommen zu sein: Nichtnur dass es ein staatliches Naturschutzprojekt ist, bei dem es an allen Enden an Finanzierung fehlt (so gibt es beispielsweise pro Monat 200 Sol zur Verpflegung von 1-2 Personen in den Posten. Das reicht grade mal für Reis mit Thunfisch, und zwar jeden Tag, während die Guardaparques für Getränke etc. in der Regel selbst aufkommen. Da ich natürlich als ungelernter Hilfloui nicht die Arbeit eines Biologen mit sechsjährigem Studium machen kann, liege ich dem Projekt also vorallem auf der Tasche, ohne wirklich nützlich zu sein. So hält mein "Vorgesetzter" mich auch für nicht mehr als einen besseren Touristen.
Einen reinen Spassaufenthalt kann ich wiederum 1.) nicht mit meinem Gewissen vereinbaren (das Ganze wird von ENTWICKLUNGSHILFEGELDERN bezahlt und nennt sich auch ganz frech so) und wird 2.) weitestgehend durch andere Faktoren verhindert.
So war ich am Freitag mit meinen hiesigen Freunden bei einer Parade, bei der lokale Tänze in traditionellen Trachten gezeigt wurden. Klassisch dazu gehört natürlich der Bierkonsum durch die Zuschauer. Peruaner trinken übrigens alle aus einem Glas, welches der Reihe nach rumgegeben und in einem Zug ausgetrunken wird.
Einige Stunden später wurde ich plötzlich mit dem Taxi von meinem aufgebrachten Gastvater eingesammelt: AFS habe mich beim öffentlichen Alkoholkonsum gesehen, man wolle nicht dass ich Alkoholiker werde! Während ich in Deutschland also unter Umständen auch zweimal an einem Wochenende feiern ging, wobei mitunter auch Alkohol floss, gilt Biertrinken allein hier bereits als ähnliche Todsünde wie Kokainhandel oder Homosexualität.
Meine Gastfamilie ist ansonsten sehr nett und verständig, so dass ich gegen Abend auch wieder losziehen durfte. In derselben Nacht wurde ein Freund von mir mitten auf dem Plaza de Armas 20m von der Polizeistation entfernt, von zwei Männern mit Messer beraubt. Mir ist nichts passiert, doch immerhin verstehe ich jetzt warum man hier Nachts besser nur mit klarem Kopf herumlaufen sollte.
(Fotos kommen bald, versprochen!)

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